Cosmology of Dogs
Leonie Brandners «Cosmology of Dogs» öffnet ein Fenster in die mystische Welt, die Mensch, Hund und die sagenumwobene Alraunenpflanze verbindet. In alten Legenden als halb-Mensch-halb-Pflanze dargestellt, beherbergt die Alraune eine Wurzel, die magisch wirksam ist sowie Reichtum und Glück verspricht. Doch ihr Geschenk ist mit einem Opfer verbunden; Ein Hund. Dieser muss die Wurzel aus dem Erdreich ziehen und bezahlt dabei mit seinem Leben. Als Ersatzopfer für den Menschen, der die Gunst der Alraune erlangen will.
In diesem mythischen Tanz erweisen sich Hunde als mehr als treue Gefährten. Sie erscheinen als älteste Verbündete, als Träger der Schlüssel zu den Übergängen unserer Existenz. Sie bellen an der Seite Hekates, der unberechenbaren Göttin der Nacht, treten auf als Cerberus, der dreiköpfige Wächter der Unterwelt und schreiten in Gestalt von Mephisto, Goethes Pudel, über die Schwelle zwischen Realität und Magie.
Aber Hunde sind nicht nur Figuren unserer Mythen. Im Gefüge unseres Alltags spielen sie eine ebenso bedeutende Rolle. Sie stillen unsere Stresshormone, stärken das Gemeinschaftsgefühl und haben möglicherweise unseren Weg der Sprache geebnet, indem sie über die Jahrtausende hinweg unser Zusammenleben positiv beeinflussten.
Brandners «Cosmology of Dogs» entfaltet somit die vielen Rollen des Hundes: Sie sind nicht nur treue Weggefährten, sondern auch Helden unserer Mythen und Kultur, Wächter zu den Übergängen zwischen Leben und Tod, Realität und Magie, Erinnerung und Erzählung.
Leonie Brandner (*1992, sie/ihr) zeigt im KEINRAUM ihre eigens für die Ausstellungsvitrine konzipierte Installation «Cosmology of Dogs». In ihrem Schaffen befasst sie sich intensiv mit der Alraune, einer geheimnisvollen Heilpflanze, die in einer umfangreichen Recherche erforscht wird. Die Alraune, bekannt als eine der am besten dokumentierten gynäkologischen Pflanzenstoffe, erweckt als Mensch-Pflanzen-Hybrid Legenden und Rätsel.
In der cake session #11 mit Leonie Brandner haben wir uns der Sterbekultur in der Schweiz gewidmet und uns die Frage gestellt, wie wir mit unserem kulturellen Hintergrund mit dem Tod umgehen können. Dafür sind wir nach Flüeli-Ranft gereist und würden nach einem Spaziergang zur Bruder Klaus Gedenkstätte, und einem erfrischenden Bad in der Melchaa, in der Gesundheitspraxis von Heidy Müller empfangen. Gemeinsam mit der Sterbebegleiterin beleuchteten wir mit Übungen, kurzen Meditationen und Gesprächen den Umgang mit unserer eigenen Vergänglichkeit. Bei einem Stück Kuchen liessen wir den Abend ausklingen.
Bild 1: Thompson, C.J.S. (14th) Dog uprooting a Mandrake [Manuscript]. British Museum, London. p.120.